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#Geschichte

01.02.2018

Besuch der Gedenkstätte Moritzhof

Die Untersuchungshaftanstalt Magdeburg-Neustadt 1945 - 1989:
"Grundsätzlich kann von jedem Beschuldigten ein Geständnis erlangt werden."

Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen unternahmen im Rahmen des Geschichtsunterrichts am 1. Februar 2018 eine Exkursion zur Untersuchungshaftanstalt Magdeburg-Neustadt.
Zuerst wurden wir durch den Zellentrakt geführt. In fünf Räumen wird dort die Geschichte und Nutzung der Haftanstalt durch Justiz und Volkspolizei bis zum Jahr 1957 dargestellt. 1957 übernahm dann die Staatssicherheit dieses Gebäude als Haftanstalt für politische Häftlinge.Wir erfuhren dort vieles über den Alltag der Inhaftierten. So durften diese z.B. nur alle 14 Tage duschen, in den Zellen herrschte durchgehend Schweigepflicht und das Wachpersonal konnte Heizung, Wasser, etc. der Häftlinge zu jeder Tageszeit abstellen.
In dem Buch „Ausreiseantrag“ beschreibt die ehemalige Magdeburgerin Waltraud Krüger, die dort im Jahr 1980 inhaftiert war, ihre Eindrücke: „Einige Türen weiter wurde ich in eine Zelle gesteckt. Ich erschrak darüber, wie es hier aussah. An der Decke brannte ein trübes Licht. Vor mir standen ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Hocker. Vorn an der Tür das Waschbecken und die Toilette. Tag und Nacht hatte ich eine Aufseherin in meiner so schon kleinen Zelle. Sprechen durfte ich mit keiner von ihnen. Ich verbrachte eine ganze Woche in Einzelhaft unter ständiger Bewachung. Der Staatssicherheitsdienst konnte es sich leisten, jedem Häftling einen Bewacher zu stellen. Täglich zwischen 8.30 und 17 Uhr waren die Verhöre. Stundenlang saß ich auf dem Stuhl im Vernehmerzimmer.“
Danach besichtigten wir den Freihof. Wir erfuhren, dass die Häftlinge, wenn überhaupt, pro Woche nur eine halbe Stunde Freigang hatten. Dazu wurden sie einzeln in eine der sogenannten „Freistundenzellen“ gebracht, in der sie schweigend im Kreis gehen mussten. Diese „Freistundenzellen“, die bis heute noch unverändert erhalten geblieben sind, sind kleine Zellen, die nach oben hin lediglich durch einen Gitterdraht begrenzt waren. Über diesen Zellen lief dann das bewaffnete Wachpersonal über den Köpfen der Häftlinge auf Holzstegen umher. Um die Inhaftierten noch mehr einzuschüchtern, zielten sie bewusst mit ihren Schusswaffen von oben herab auf die Häftlinge.
Anschließend gingen wir durch das Vorderhaus. Dort ist in insgesamt sieben Räumen die Repression (gewaltsame Unterdrückung politischer Bewegungen) durch das Ministerium für Staatssicherheit dargestellt. Für unsere Region ist hier die Haftanstalt Magdeburg-Neustadt kennzeichnend.
Des Weiteren kann man dort auch vieles über die politischen Ereignisse und Demonstrationen im Herbst 1989 in Magdeburg erfahren.

Fakten zur Haftanstalt:

  • Ab 1940 wurde das Gebäude ausschließlich als Gefängnis genutzt.
  • Von 1957 bis 1989 diente sie als Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR im Bezirk Magdeburg.
  • In der gesamten Nutzungszeit wurden 4.244 Menschen inhaftiert.
  • Es war die zweitkleinste Haftanstalt in der DDR mit insgesamt 25 Zellen.
  • Die BRD bezahlte insgesamt 3,5 Milliarden Mark für alle Freilassungen.


Die im Januar 2012 eröffnete Dauerausstellung mit dem Titel „Grundsätzlich kann von jedem Beschuldigten ein Geständnis erlangt werden“ dokumentiert die Nutzungsgeschichte des Gebäudekomplexes in der Zeit von 1945 bis 1989. Sie umfasst zwölf Ausstellungsräume, darunter befindet sich auch ein mit Originalmobiliar hergerichtetes ehemaliges Vernehmerzimmer.
Die Gedenkstätte Moritzplatz in Magdeburg erinnert heute an jene Menschen, die während der sowjetischen Besatzungsherrschaft und in der DDR durch die Justiz, die Deutsche Volkspolizei und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der Untersuchungshaftanstalt Magdeburg-Neustadt aus politischen Gründen verfolgt und inhaftiert waren.
Weitere Informationen gibt es hier.


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