Unser Gymnasium
#Geschichte
02.02.2019
Besuch der 10. Klassen beim Moritzplatz
Die Teilung Deutschlands sowie die Entwicklung der Deutschen Demokratischen Republik sind sehr wichtige Abschnitte unserer Geschichte, die auf keinen Fall in Vergessenheit geraten sollten. Aufgrund dessen erhielten die zehnten Klassen in den letzten zwei Tagen vielfältige Möglichkeiten, sich in diesem Thema weiterzubilden.
Am Donnerstag, dem 31. Januar, fand der Geschichtsunterricht der Klasse 10.3 auf eine etwas andere Art und Weise statt. In der sechsten und siebten Stunde kamen vier Senioren, um die Schüler über das Leben in der DDR aufzuklären. Dabei berichtete je ein Senior einer Gruppe von vier oder fünf Schülern bei Kaffee oder Tee und Keksen von seinem Lebenslauf und beantwortete eine Vielzahl von Fragen. Die Schüler sollen auf Grundlage dieser Gespräche je einen Vortrag zu den Themen Wirtschaft, Frauen, Nischengesellschaft, Mauerbau und Jugend in der DDR vorbereiten.
Am darauffolgendenen Tag verließen die Klassen 10.2 und 10.3 die Schule von 8 Uhr bis 12 Uhr, um die Gedenkstätte Moritzplatz zu besichtigen. Die 10.1 wird diese Möglichkeit am kommenden Montag erhalten. Das Gelände vom Moritzplatz diente von 1945 bis 1989 als Untersuchungsanstalt der Staatssicherheit, kurz Stasi. Zu Beginn des dortigen Tages wurden wir direkt in unsere Klassen aufgeteilt, bekamen eine Führung und konnten den "Alltag" der Gefangenen erneut durchleben. Gleich nach der Einlieferung in die dortige Einrichtung begann für due Verdacht mit der Datenaufnahme auch schon der Psychoterror, welcher sich für die Gefangenen dauerhaft fortsetzte. Die persönlichen Daten wurden angegeben, der Namen wurde gegen eine Nummer getauscht, Fingerabdrücke wurden genommen, eine Leibesvisitation wurde vorgenommen und es wurden Bilder gemacht. Danach wurde man in eine Einzelzelle gebracht. In dieser "wohnte" man, bis man ein Gestandnis ablegte, danach zog man in eine Gemeinschaftszelle. Eine Zelle bestand aus bis zu vier Betten, einem winzigen Tisch und einer Toilette mit Waschbecken - alles in einem Raum. Die Fenster waren klein und machten keinen Blick nach außen möglich. An die frische Luft zu gelangen, war nicht länger als 30 Minuten in der Woche möglich. Dabei wurden sie in einen Käfig auf dem kleinen Freihof geführt, der von drei Metern hohen Mauern umzogen wurde und ein Stahlnetz über sich hatte.
Im Verlaufe des Aufenthalts, der zwischen 24 Stunden und mehreren Jahren dauern konnte, gab es mehrere Verhöre. Diese wurden von einem oder zwei Verhörenden durchgeführt und dauerten bis zu fünf Stunden. Die Angeklagten mussten dabei meist auf ihren Händen sitzen. Wenn gestanden wurde, konnte der Angeklagte bestimmte Begünstigungen bekommen, welche beispielsweise lesen oder schreiben beinhalteten. Während jeder Sekunde wurden die Festgehaltenen durch verschiedenste psychologische Tricks und Isolation sehr geprägt. Auch wenn viele Inhaftierte später selbst angaben, in der Zeit Selbstmordgedanken gehabt zu haben, schaffte es kein Einzelner - nicht zuletzt aufgrund der dauerhaften Überwachung und der verschiedensten Medikamente in jeder der drei Mahlzeiten pro Tag.
Nachdem wir die unterschiedlichen Räume besichtigt hatten, erarbeitet wir in drei Gruppen Vorträge zu den Themen "Jugendliche inoffizielle Mitarbeiter - Opfer oder Täter?", "Randgruppen in der DDR" und "Flucht- und Verhaftungsgründe in der DDR", welche wir am Ende des Tages vorstellten.
An den zwei Tagen erfuhren wir viele neue Fakten über die Geschichte unseres Landes. Uns wurden völlig neue Blickwinkel eröffnet und wir entwickelten ein detaillierteres Bild über die Vergangheit.
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