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Klassenstufe 10

09.09.2022

„Der Prozess des Hans Litten" - Ein Held aus Sachsen-Anhalt

Am letzten Freitag machte sich die gesamte Klassenstufe 10 auf, um im ehemaligen Stasi-Knast dem

Theaterstück um Hans Litten beizuwohnen.

9.20 Uhr: Treffpunkt am Moritzplatz. Viele sind, ganz im Sinne des Stadtradelns, mit dem Fahrrad eingetroffen.

Nach einer kurzen Einführung teilten sich die Klassen auf, um mit ihren jeweiligen Geschichtslehrerinnen, Frau

Höpfner, Frau Shalev und Frau Kirchner, an einer individuellen Führung mit Besichtigung zweier, aus NS-Zeit

erhaltenen Zellen, teilzunehmen. Vorweg wurde das Thema Schutzhaft zu der Zeit des Nationalsozialismus

aufgegriffen und die damit verbundenen Folgen besprochen.

Zurück im Innenhof, trudelten die Klassen nach und nach ein. Wir setzten uns, die Schauspieler machten

sich bereit und dann ging es los.

Unterbrochen von einer zehnminütigen Pause, in der wir die Bühnenkulisse, in Form eines Pappbaumes vor

dem Zusammenbruch bewahrten, ließen wir „Den Prozess des Hans Litten" auf uns wirken.

In eineinhalb Stunden schaffte es das Team um Regisseur Marcus Kaloff, uns von der Geschichte eines

Helden aus Sachsen-Anhalt zu faszinieren.

Hans Litten, 1903 in Halle geboren, war Rechtsanwalt und Strafverteidiger. Als er im Jahr 1931 bei dem

sogenannten Edenpalast-Prozess Adolf Hitler als Zeuge vorgeladen hatte und ihn öffentlich bloßstellte,

unterschrieb er sein Todesurteil.

Wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nazis wurde Litten von diesen in der Nacht des

Reichtagsbrandes in „Schutzhaft" genommen.

Und an dieser Stelle begann das Theaterstück.

Gemeinsam mit Carl von Ossietzky und Erich Mühsam verging die Zeit für Hans Litten in Gefangenschaft

mehr oder weniger amüsant. Nach und nach gebrochener, die Mutter verzweifelt am Kämpfen um die

Freiheit für ihren Sohn, nahm sich Hans Litten schlussendlich im Februar 1938 im KZ von Dachau das

Leben.

Mit dem Ende des Theaterstücks war es jedoch für uns noch nicht vorbei. In einem Nachgespräch durften

wir unsere Fragen an die Schauspieler selbst stellen.

Danach ging es noch an drei verschiedene Workshops.

Angeleitet von einzelnen Darstellern, wurde sich eine Gruppe bei der Erstellung von Mut und Wut Karten

darüber klar, welche Bedeutung jeder persönlich in dem Begriff Mut sieht und in welchen Momenten,

Situationen oder durch welche Dinge generell sie wütend werden.

Währenddessen hat sich eine andere Gruppe mit dem Thema Freiheit beschäftigt. Welche Gesetze sorgen

dafür, dass wir in Freiheit leben können? Und welche von diesen wurden in dem Schauspiel verletzt?

Unten im Innenhof wurde besprochen, was Courage ist und wo man im Leben überall Courage zeigen kann

und sollte. In einer Darstellungsszene zum Einsatz von Courage im echten Leben schubste eine Schülerin

mit einem solchen Enthusiasmus den Darsteller des Carl von Ossietzky, dass sie sich danach noch

mindestens dreimal entschuldigen wollte und es auch tat.

Abschließend kann ich nur sagen, dass wir von dem Tag am Moritzplatz eine ganze Menge mitnehmen

konnten.

Freiheit hat für uns eine viel tiefere Bedeutung bekommen. Wir sollten sie mehr zu schätzen lernen.

Dass Mut auch mit Wut und Verzweiflung einhergeht, ist etwas völlig Menschliches. Das sollten wir zu

akzeptieren lernen.

Und Courage sollte jeder von uns mehr an den Tag legen. Einfach, weil es manche da draußen gibt, die

nicht selbst für sich einstehen können.

Wir sollten Hans Litten, wie er war und für was er stand, in Ehren halten und nicht vergessen lassen.


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